Immer wieder taucht bei Urlaubsgästen, Besuchern und Einheimischen die Frage nach der Deutung des Namens, Wappens und Siegels von Vohenstrauß auf und in der Tat, sie kann bis heute nicht beantwortet werden, trotz intensiver Forschung. Wissenschaftler und Heimatkundler kamen zu unterschiedlichsten Ergebnissen, die in einem Beitrag von Therese Weiß für die Streifzüge zusammengestellt wurden.
Das Bayer. Städtebuch von 1974 (Teil II, S. 703) hält dabei die Zusammensetzung des Ortsnamens aus dem mhdt. Vohe = Füchsin und einer Ablaufform zu mhdt. drozze = Drossel, Kehle für am wahrscheinlichsten: Der Ortsname ginge demnach auf einen formvergleichenden Flurnamen zurück, der eine Geländeform mit der Kehle einer Füchsin vergleicht“.
Selbst das jüngere Lexikon bayerischer Ortsnamen (W. A. Frhr. V. Reitzenstein, Lexikon bayerischer Ortsnamen, Beck, S. 385) bringt denselben Wortlaut.
Prof. Dr. Albrecht Greule schreibt nun in der Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte (Band 70, Heft 2, 2007, C. H. Beck, S. 616) zum Erscheinen des neuen Lexikons bayerischer Ortsnamen (v. Reitzenstein, 2006) in seinem Aufsatz „Herkunft und Bedeutung der Ortsnamen“ zu Vohenstrauß: „Da unter Berücksichtigung der Mundart / fouedra:s / von vorbair. *Fōhendrāti- auszugehen ist, scheint die vorgeschlagene Verbindung mit mhd. Drozze >Schlund, Kehle< nicht wahrscheinlich.
Und die Suche geht von vorne los.
Anlässlich eines Vortrags von Prof. Dr. Albrecht Greule und Dr. Wolfgang Janka beim Heimatkundlichen Arbeitskreis in Vohenstrauß am 31.07.2001 zum Thema "Gewässernamen verraten Heimatgeschichte" (Streifzüge 23/2002, S. 4-17) wurde u. a. der Ortsname Treswitz (also in Alten-Treswitz und Burg-Treswitz) aufgrund der Belege auf die Grundform "Draovici" zurückgeführt, was zum Personennamen "Dra", versehen mit dem Zugehörigkeitssuffix -ov, führe. Es sei schließlich noch mit dem patronymischen Suffix "-ici" versehen, was etwa als "Leute des ..." zu verstehen sei. Der Ortsname bedeute daher "Bei den Leuten des Dra".
Dr. Janka verneinte einen analogen Zusammenhang mit dem Ortsnamen "Vohenstrauß-Vohendrezze-Vouadraz". Man könne dieses "-dra" nicht ohne Suffix als Siedlungsname ansehen und daher sei diese Ableitung auf jeden Fall auszuschließen. Man sei hier nämlich ziemlich ratlos!
Da die Landnahme im frühen Mittelalter in unserer Region durch Slawen erfolgte (slawische Friedhöfe rund um den Rauhen Kulm bei Wirbenz, Mockersdorf, Eichelberg und am Barbaraberg bei Speinshart), könnte es sich durchaus bei Vohenstrauß um einen slawischen oder um einen sog. Mischnamen handeln.
Bei der letzten Lektüre des Büchleins "Der Fahrenberg" von Hans May (erschienen im Selbstverlag, München 1904, S.49) fiel mir ein bisher vernachlässigter Zusatz auf, der bei der Weihe der Kirche in "Vohendreze" (ecclesia in veteris civitatis = Altenstadt) durch Bischof Otto von Bamberg im Jahre 1124 auftaucht. Hans May schreibt: "Am 19. [Mai] spendete er einer Volksmenge, gegen 6000 aus der ganzen Umgegend, die hl. Firmung. Da begann das Volk alsbald Gott zu danken [...] und es freute sich dem engelgleichen Bischof nicht nur die Hände, sondern auch die Füße zu Küssen [...] (Jaffe, Mon. Bamb. 751). Der Fußkuß ist slavischer Brauch." Ein unbekannter Teil der Firmlinge dürfte durchaus slawischer Herkunft gewesen sein.
Schläfenringe aus Silber vom slawischen Gräberfeld auf dem Barbaraberg bei Speinshart im Landkreis Neustadt a. d. Waldnaab, ca 1000 v. Chr., Grabung 1992 (Foto Peter Staniczek)
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