Städte hatten früher das Privileg, sich mit Mauern zu umgeben. Das grenzte sie ab vom Land. Stadtluft bedeutete Freiheit, Landleben war mit Leibeigenschaft verbunden.
Mauern grenzten Feindliches und Unbekanntes aus, boten ihren Inwohnern Sicherheit, markierten Territorialität und Machtanspruch.
Auch heute verwenden Architekten noch Begrenzungsmauern als Gestaltungsmerkmal – Konstruktionen zur Abwehr angenommener Gefahren und Darstellung der territorialen Besitzverhältnisse. Mauern haben also heute noch dieselbe psychologische Funktion, die sie im Mittelalter hatten, sie trennen Nachbarn, verhindern Begegnungen, spalten ab, demonstrieren feudale Gesinnung und Macht.
Im Norden des Grundstücks deutet sich eine Schwelle, ein Übergang, wohl ein geplantes Tor an, ein bunkermäßiger Sehschlitz ermöglicht die Kontrolle über diese – territorial gesehen – „Schwachstelle“.
Deplatziert erscheint mir die Einbeziehung der historischen Gartensäulen in die triste Betonmauer im Osten des Grundstücks, die totale Abgrenzung zum Färbermuseum. Wollten die verantwortlichen Architekten eine mittelalterliche Stadtmauer mit Türmen zitieren oder nur einfach die doch sehr öde Betonmauer ästhetisch aufwerten?
Säulen dieser Art waren Träger von transparenten Zäunen, die ebenfalls das Gefühl von Sicherheit boten, aber Kommunikation und gute Nachbarschaft zuließen.