Houst ma koa Brezn gemm – kräigst koa rouds Oa!

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Foto Peter Staniczek
 

 „Im Mittelalter sei das rote Ei in Süddeutschland und Österreich das kirchliche Osterei schlechthin gewesen, schreibt Hans Moser im Bayerischen Jahrbuch für Volkskunde 1975, S. 78. Die Farbe kann eine christliche Erinnerung an das vergossene Blut des Heilands sein. Dass das rote Ei in der österlichen Zeit schon lange Teil des Volksbrauchs war, dafür nennt Moser einen Erlass der Stadt Eger, welcher 1615 das Dippen mit roten Ayern verbietet. Es ist für unseren Raum die bisher früheste Nennung von farbigen Eiern im Osterbrauch.“ (Harald Fähnrich, in: Erika u. Adolf J. Eichenseer (Hg.), Oberpfälzer Ostern, 1996)

Einen Eierspruch von 1922 finden wir ebenfalls im o. g. Hausbuch aus Darshofen (heute Stadtteil von Parsberg), den Pfarrer Benz überliefert hat:
„Rödl, rödl, rots Oa
Der Gockl legt zwoa,
D´Henna legt drei,
Is mein´s a dabei.“

In dem vom Oberpfalzverein herausgegebenen Buch „Lebendiges Brauchtum der Oberpfalz“ (Weiden, 2. Auflage, 1993, S. 75) finden wir einen weiteren Hinweis über die sprachliche Herkunft des Begriffs Räidl-Oa bzw. Rödlei:
„Am Karsamstag werden meistens die Ostereier angemalt. Sie kann man auch färben – und das tat man besonders früher – mit Rötelfarbe, Safran, Speckschwarte …“

Auf der Homepage von Heinz Lang (Oberpfälzer Dialekt- und Sprichworte, http://www.kastl.net/Dialektworte.htm) finden wir den Begriff:
Röiloia = Ostereier (mit Rötelfarbe gefärbt).

Eine etwas derbe Geschichte, das Eierkochen betreffend, findet sich aus der näheren Heimat bei Franz Xaver von Schönwerth (Aus der Oberpfalz. Sitten und Sagen 1–3, Band 3, Augsburg 1857/58/59, S. 282.):
„Der Bauer kann die Bäuerin ärgern, wenn sie Eyer hart sieden will, indem er – testiculos suos* – in die Hand nimmt; die Eyer werden dann nicht hart. Die Bäuerin kann sich aber rächen, wenn sie mit dem Kochlöffel in die Pfanne schlägt: dann trifft es den Mann am bewußten Orte, und vertreibt ihm für die Zukunft die Lust an solchem Spasse. Neuenhammer“. (http://www.zeno.org/nid/20005666422)
*Anmerkung: testiculos = Hoden, ugs. Eier; suos = seine (eigenen)!

Nicht zu verwechseln mit dem roten, österlichen Räiloa ist das früher ebenso beliebte, aber fast in Vergessenheit geratene „Schloder-Oa“. Dieses bekam ein kleines Kind, wenn es zum ersten Mal zu jemandem zu Besuch kam. Dies sollte vor allem beim reden (sprechen) lernen helfen.

P.S. Nachträglich allen Freunden und Lesern fröhliche Ostern (auch danach viel Freude)!

Über peter.staniczek

Kreisheimatpfleger im Landkreis Neustadt an der Waldnaab
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