Der Zeitzeuge – eine objektive Geschichtsquelle?

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Dem ist nichts hinzuzufügen.

Aber ich möchte zum Thema Zeitzeugen einige Zitate anführen:

    „Das habe ich getan“, sagt mein Gedächtnis. „Das kann ich nicht getan haben“, sagt mein Stolz und bleibt unerbittlich. Endlich – gibt das Gedächtnis nach. Dieser bekannte Aphorismus von Friedrich Nietzsche (Jenseits von Gut und Böse) beschreibt prägnant die Problematik, welche die retrospektive Schilderung historischen Geschehens durch dessen zeitgenössische Beobachter für die wissenschaftliche Geschichtsforschung mit sich bringt. Zeitzeugen überliefern alles andere als eine „wahre“, „objektive“ Sicht auf das von ihnen Erlebte. Ihre Erinnerungen sind vielmehr subjektiver Natur und manifestieren sich, je öfter sie abgefragt werden und umso mehr je länger das Erinnerte vergangen ist, in einem eingeübten und standardisierten Narrativ. Diese Erkenntnis ist – siehe Nietzsche – nicht neu und gilt grundsätzlich für alle historischen Disziplinen.
    (Quelle: Tagungsbericht HT 2006: Der Zeitzeuge. Annäherung an ein geschichtskulturelles Gegenwartsphänomen. 19.09.2006-22.09.2006, Konstanz. In: H-Soz-u-Kult, 10.10.2006, .)

Dass der kritik- und sorglose Umgang mit Zeitzeugen nicht unproblematisch ist, wird auch hier deutlich:

    Die Geschichtswissenschaft sieht Zeitzeugen als eine Art von Quellen an, die ebenso kritisch wie andere Quellen und nur im Zusammenhang mit anderen Quellen auszuwerten sind. Eine bestimmte Richtung, die Oral history, betont die Bedeutung gerade von weniger prominenten Zeitzeugen (die in den schriftlichen Quellen angeblich zu wenig zu Wort kommen) und hat Methoden entwickelt, die nicht unbedingt von anderen Historikern aufgenommen wurden.
    Die Glaubwürdigkeit eines Zeitzeugen ist – wie bei Zeugen allgemein – abhängig von der zeitlichen und räumlichen Nähe vom Vorgang (unmittelbare Anwesenheit am Tatort oder nur vermittelte Kenntnis), von ihrem sachlichen Verständnis des Vorgangs (z. B. bei juristischen Verhandlungen) und von ihrem Interesse an einer bestimmten Interpretation des Vorgangs.
    (Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Zeitzeuge)

Trotzdem darf man den Zeitzeugen nicht grundsätzlich als Geschichtsquelle ausschließen, wenn man sich an gewisse Regeln hält, wie sie beispielsweise im Projektleitfaden der Körber-Stiftung für Schüler-Geschichtswettbewerbe dargestellt werden:

    »Lebendige Geschichte« erzählen auch Zeitzeugen und Experten. In der Geschichtswissenschaft ist das Gespräch mit Zeitzeugen als »Oral History« bekannt. Ein gutes Interview zu führen ist aber gar nicht so einfach.
    Fragen sind wichtiger als Antworten! Eine gute Fragestellung zu haben, ist das »A und O« einer erfolgreichen Spurensuche. Denkt daran: Keine Quelle aus der Vergangenheit kann objektiv sagen, »wie es wirklich war«! Denn jeder Autor nimmt eine bestimmte Sicht auf die Dinge ein. Habt den Mut zur Quellenkritik. Seid kritisch, neugierig und stellt Fragen an eure Quellen. Was könnte die Absicht (eines Briefes) sein? Erkennt ihr eine bestimmte Ideologie (im Zeitungsartikel)? Was ist der Entstehungshintergrund (eines Denkmals)?
    Seid genauso kritisch gegenüber euren Zeitzeugen: Was erinnern sie, was erinnern sie nicht? Sehen sie ihr eigenes Handeln womöglich mit der sprichwörtlichen »rosaroten Brille«?
    Was sagen andere? Um eine Quelle oder die Aussagen eines Zeitzeugen kritisch zu prüfen, solltet ihr auch eine Gegenmeinung einholen – indem ihr weitere Zeitzeugen befragt oder Quellen »miteinander sprechen« lasst, also die Aussagen einer Quelle mit der Aussage anderer Quellen abprüft.
    (Quelle: http://www.koerber-stiftung.de/bildung/geschichtswettbewerb/fortbildung/projektleitfaden.html)
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Minimal-Konversation

Zwei Oberpfälzer treffen sich nach längerer Zeit, der eine fragt nach dem Befinden des andern. Dazu bedarf es nur weniger Worte.

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Die Idee zu obiger Montage kam mir, nachdem ich in Ottis Schlachthof den Kabarettisten Hannes Ringlstetter über die Eigenheiten und die Kargheit des Dialekts hinter (bzw. nördlich von) Regensburg und dem Pfaffensteiner Tunnel sprechen und singen (Alles dout ma wei…) hörte.
Zum besseren Verständnis der gestürzten Diphthonge: „wei“ wird beide Male wie „wäi“ gesprochen und heißt einmal „wie?“ und das andere Mal „alles tut mir weh…“; „mou“ heißt hochdeutsch „muss“.

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Netzwerk Heimat NEW – Datenbank

Auf meiner Webseite „www.heimat-now.de“ habe ich für Anfragen bzw. Lösungen eine Datenbank eingerichtet, die vor allem der Kommunikation unter den regionalen Heimatforschern dienen soll. Wer Fragen zu heimatkundlichen Themen hat, kann sie in ein Formular eintragen, mit dem auch Beiträge, Lösungen, Hilfen, Anregungen oder Hinweise gegeben werden können. Bilder können ebenfalls hochgeladen werden. Die Einträge kommen automatisch in eine Datenbank, in der z. B. nach Stichworten gesucht werden kann.

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In der Navigationsleiste finden Sie das Formular bzw. die Datenbank mit allen Einträgen unter >>> Netzwerk Heimat <<< oder durch Anklicken des grünen Landkreissymbols. netzwerk.jpg

Beispiel für einen Eintrag in der Datenbank.

„Netzwerk Heimat Landkreis Neustadt an der Waldnaab (NEW)“ soll der Arbeit zwischen den jährlich stattfindenden Symposien dienen, diese unterstützen und ein weiteres Podium für unsere gemeinsame Arbeit werden. Ich wünsche mir eine rege Inanspruchnahme.

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Reminiszenzen – kleine Freuden

    Wer Schmetterlinge lachen hört,
    der weiß wie Wolken schmecken,
    der wird im Mondschein,
    ungestört von Furcht,
    die Nacht entdecken.

    Carlo Karges

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(Foto: Peter Staniczek)

“Mit dem Erstaunen fängt es an, und mit dem Erstaunen hört es auch auf, und ist dennoch kein vergeblicher Weg. Ob ich ein Moos, einen Kristall, eine Blume, einen goldenen Käfer bewundere oder einen Wolkenhimmel, ein Meer mit den gelassenen Riesen-Atemzügen seiner Dünungen, einen Schmetterlingsflügel mit der Ordnung seiner kristallenen Rippen, dem Schnitt und den farbigen Einfassungen seiner Ränder, der vielfältigen Schrift und Ornamentik seiner Zeichnung und den unendlichen, süßen, zauberhaft gehauchten Übergängen und Abtönungen der Farben – jedesmal wenn ich mit dem Auge oder mit einem anderen Körpersinn ein Stück Natur erlebe, wenn ich von ihm angezogen und bezaubert bin und mich seinem Dasein und seiner Offenbarung für einen Augenblick öffne, dann habe ich in diesem selben Augenblick die ganze habsüchtige blinde Welt der menschlichen Notdurft vergessen, und statt zu denken oder zu befehlen, statt zu erwerben oder auszubeuten, zu bekämpfen oder zu organisieren, tue ich für diesen Augenblick nichts anderes als ‘erstaunen’ wie Goethe…“ (Hermann Hesse, Kleine Freuden)

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Gustav Freiherr von Schlör

Gustav Freiherr von Schlör

Gustav Freiherr von Schlör, 1820 -1883, war Politiker, Industrieller, bayerischer Verkehrs- und Handelsminister, großdeutsch-konstitutionell-monarchisch gesinnter Abgeordneter. 1843 erwirbt er das Hüttenwerk Plankenhammer, wird 1848 Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung für die nördliche Oberpfalz, wirkt
ab 1852 als ehrenamtlicher Landrat des Kreises Oberpfalz und Regensburg, ist Leiter des Eisenwerks „Maxhütte“ bei Burglengenfeld und ab 1853 Rechtsanwalt in Vohenstrauß.
Von 1855–1883 ist er liberales Mitglied der Zweiten Landtagskammer für den Bezirk Vohenstrauß.

Ab 1857 arbeitet er als Advokat in Weiden und wird Eisenbahnreferent der Zweiten Kammer, bald erfolgt die Ernennung zum Verwaltungsrat der königlich-bayerischen privilegierten Ostbahnen, dort steigt er auf bis zum Betriebsdirektor.
Von 1866–1871 ist er bayerischer Staatsminister für Handel und öffentliche Arbeiten. (Quelle: http://www.hdbg.de/parlament/content/persDetail.php?id=1962)

In Vohenstrauß erinnert meines Wissens nichts an den berühmten Parlamentarier.
Weitere historische bayerische Parlamentarier mit Vohenstraußer Bezug waren Ach, Johann (*1862, † nach 1912), Dirmeier, Georg (*1853, †1902), Dirscherl, Hans (*1889, †1962), Frank, Joseph (*1814, †1889), Hausladen, Max (* vor 1858, †1897), Winkler, Johann (* vor 1849, † nach 1855) sowie Greßmann, Karl (*1844, †1902) aus Burgtreswitz und Grötsch, Michael (*1847, †1894) aus Waidhaus.

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Berufstraum – Traumberuf

A Berufsdram

Bandnchef wollte imma wern,
va di Maakara,
weil d‘ Maakara di schtirkste Bande wor
in Waldthurn.
D‘ Maakara hom imma gecha
Trodara und Badhausara grafft
und meistns gwuna.
Bandnchef wollte wern
va di Maakara.
Hos owa grod bis zum
Pfitschapfeilschnitzer bracht,
weil um döi Zeit da Fernseh afkumma is.

Ludwig Bäuml

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Lieber Wigg,
habe dich bzw. deine für dich typischen Arbeiten beim Rollstuhl(spazieren)fahren in der Uni-Klinik Regensburg entdeckt und mich gleich und gern an deine großartige Ausstellung „Arche in der Sintflut des Vergessens“ im Vohenstraußer Schloss Friedrichsburg im Jahr 1999 erinnert.
Beste Grüße nach Kallmünz
Peter

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Max Georg Rossmann

Ein Kunst- und Kulturfreund aus der Region berichtete unserem Bürgermeister über eine für Vohenstrauß außergewöhnliche Entdeckung: „… unlängst besuchte ich die weltbekannte Gemäldegalerie „Städel“ in Frankfurt a. Main, wo von Rembrandt bis van Gogh nur die allerbesten Künstler der Welt aus allen Jahrhunderten Einzug gehalten haben. Ich war sehr überrascht ein sehr schönes Gemälde, etwa aus dem Jahr 1880 dort ausgestellt zu sehen mit dem Titel „Dünenlandschaft“ von einem Künstler namens Max Georg Rossmann, geboren in Vohenstrauß , „Sterbeort und -datum unbekannt „. Mir war der Name bislang unbekannt und ich weiß auch nicht, ob man ihn in Vohenstrauß kennt. Anderenfalls freut es mich, Sie auf einen sicherlich großen Sohn Ihrer Stadt aufmerksam machen zu können. Vielleicht weiß man auch in Vohenstrauß, was aus ihm geworden ist und man könnte dem Städel-Museum die unbekannten Daten nachliefern.“
Bei Recherchen im Internet bin ich noch nicht recht fündig geworden, deshalb gebe ich die Frage weiter. Einige Abbildungen (ohne Angabe der Bildrechte) habe ich gefunden, die „unserem“ Max Georg Rossmann, 19. Jahrhundert, zugeschrieben werden könnten. Eines davon möchte ich zeigen, um einen Eindruck seines Stils zu vermitteln:

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SERVICE UND WOHNEN WIE IM HOTEL

Hört sich gut an. Zugegeben, ich habe in meiner ersten Reha-Woche (29.12.08-04.01.09) nicht viele Arbeitstage bzw. Behandlungen: Mittwoch, 7:30-8:00 -Krankengymnastik; 10:45-10:55 – Elektrotherapie; Freitag, das Gleiche plus 10 Minuten Inhalation (insgesamt 90 Minuten). Bis auf die üblichen Essenszeiten habe ich also reichlich Freizeit.
Natürlich habe ich meinen Laptop dabei, leider kann das Reha-Zentrum in Bad Griesbach aber nur eine Analog-Verbindung anbieten, also nur „Schneckenpost“, Skipe fast unmöglich. Telefonieren und Internet sind damit auch nicht parallel möglich. Außerdem kostet die Verbindung lt. Haustechniker 3 Cent/pro Minute, auch wenn ich daheim eine unbegrenzte Flatrate habe. Übrigens Telefon: Um zu telefonieren (bzw. Internet-Nutzung), wird vom Reha-Zentrum ausschließlich eine 0180er-Nummer zur Verfügung gestellt, so dass auch für Anrufe vom heimischen Festnetz in das Reha-Zentrum trotz Flatrate 14 Cent/Min. fällig werden. Handy-Benutzung ist innerhalb des Reha-Zentrums natürlich verboten (…empfindliche medizinische Geräte).
E-Mails kann ich bei dieser Konstellation ebenfalls weder empfangen noch senden. Kontakt ist z. Zt. nur über das Gästebuch auf www.heimat-now.de möglich.
Grüße aus dem Reha-Zentrum Passauer Wolf, Bad Griesbach-Therme

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I´m so lonesome, I could cry …

Richtig! Elvis an Silvester auf 3sat. Natürlich Anflug von Sentimentaltät in der Reha (Bad Griesbach), der aber dank „Long tall Sally“ und Telefonverbindung mit E. nicht lange anhält.
Ein gutes, vor allem gesundes neues Jahr wünsche ich allen meinen Freunden und Besuchern dieser Seite.
Elvis lebt! Gruß auch an b.o.s.s.

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Danke Lorenz,

für dein überraschendes Weihnachtsgeschenk. Der Roman „Schnee, der auf Zedern fällt“ ist grandios und unbedingt lesenswert. Dazu fällt mir ein Zitat von Franz Kafka ein:
„Ich glaube, man sollte überhaupt nur solche Bücher lesen, die einen beißen und stechen. Wenn das Buch, das wir lesen, uns nicht mit einem Faustschlag auf den Schädel weckt, wozu lesen wir dann das Buch? … ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns. (Franz Kafka an Oskar Pollak, 1904)

Viele Grüße aus der Reha

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